Namensgebung der Pflanzen (Nomenklatur) Begriffserklärung Nomenklatur Pflanzen kommen ohne Namen auf die Welt. Einer Pflanze einen Namen zu geben, ist der Versuch des Menschen, sie von einer anderen zu unterscheiden. In der Vergangenheit war dieser Name für die Menschen eine Hilfe, sich daran zu erinnern, welche Pflanzen als Nahrung, für Medizin, für Kleidung, für den Garten, für den Bau verwendet werden können. Am Anfang wurden den Pflanzen die Namen in den lokalen Sprachen gegeben. Die Suche nach Namen für Pflanzen führte zu einem internationalen Code (ICBN und ICNCP für Kulturpflanzen) von kontrollierten wissenschaftlichen Namen. Diese Codes sind internationale Regelwerke, nicht gesetzlich bindend und ohne rechtliche Relevanz.Um eine gültige, anerkannte Art zu sein, muss eine Pflanze auf lateinisch beschrieben werden. Diese Beschreibung muss einem breiten Publikum herausgegeben oder öffentlich gemacht werden, so zum Beispiel durch anerkannte botanische Zeitschriften, wie etwa einer Landwirtschaftszeitschrift, einer botanischen Gartenzeitschrift oder Bulletins. Es reicht nicht, eine Pflanze in einer Lokalzeitschrift, einem Verkaufskatalog, einer beliebten Broschüre oder Zeitschrift zu beschreiben und sie als klassifiziert zu betrachten.Im wissenschaftlichen Bereich wurden Namen immer in der lateinischen Sprache gegeben. Lateinisch ist eine „tote“ Sprache. Sie ändert sich nicht mehr. Diese wissenschaftliche Namensgebung ist zurück zu führen auf Carl von Linné. 1753 wendete er das „binomische System“ der Namensgebung in seinem Buch „Species Plantarum“ das erste Mal an. Der internationale Code der botanischen Nomenklatur ( ICBN) erkennt es als die „offiziellen“ Anfänge der „wissenschaftlichen“ Benennung von Pflanzennamen an. Der Code standardisiert die Verwendung des binomischen Systems der Nomenklatur in Lateinisch als die offizielle, unpolitische, nichtkonventionelle Sprache. Im internationalen Code der botanischen Nomenklatur (erste Konvention trat 1867 zusammen) wird noch immer in Form von Artikeln und Erklärungen abgestimmt, wie Pflanzen benannt werden sollen. Die Veröffentlichung des internationalen Codes, datiert 1988, wurde im Juli /August 1987 vom 14-ten internationalen botanischen Kongress in Berlin erarbeitet. Schriften und Bücher, wie „Taxonomy of Vascular Plants“(1951) von George Laurance, „Plant Systematics“ (1979) von S. B. Jones und A. Luchsinger und „A source Book of Biological Names and Terms“ von Jaeger helfen die Namensgebung der Pflanzen zu verstehen. Das binomische System Linnés gibt den Pflanzen zwei Namen. Der Erste ist der generische Name, die Pflanzen – Gattung (Hoya). Danach folgt der zweite Name, der Artname einer Pflanze der Gattung (carnosa). Der INDEX KWENENSIS (Internationaler Pflanzennamen Index) stellt eine Sammlung der Veröffentlichungen von Pflanzenbeschreibungen und Namen dar. Dort werden die Familie, die Gattung und die Art gelistet, immer mit Angaben der Veröffentlichung, wie Ausgabe, Seite, Abbildungsnachweise, Autor und Veröffentlichungsjahr. Dieser INDEX KWENENSIS wurde 1885 erstmalig herausgegeben. Seitdem erscheint aller 5 Jahre eine Ergänzung, die die in den letzten fünf Jahren neu klassifizierten Pflanzen listet (nur durch die Jahre des zweiten Weltkrieges unterbrochen). Diese Listen sind allerdings zu teuer, um sie öffentlich zu machen. Größere Botanische Gärten oder größere Bibliotheken besitzen sie. Die SLUB (Sächsische Landesbibliothek, Staats-und Universitätsbibliothek Dresden) besitzt einige Listen des INDEX KWENENSIS. Man sollte sich aber darüber im klaren sein, dass der INDEX nicht fehlerfrei ist. Es sind „nur“ Auflistungen von herausgegebenen Pflanzenbeschreibungen und Namen. Niemand kontrolliert, ob eine Pflanze früher schon mal unter anderem Namen beschrieben wurde. Fehler werden nie verbessert. In meinen Artenbeschreibungen der Hoyas ist der Name, der dem Pflanzennamen folgt, der Nachname der Person, die diese besondere Art herausgegeben (klassifiziert) hat. Ich schreibe die Namen immer aus, obwohl gängige Abkürzungen der Botanikernamen in der Fachliteratur üblich sind. Es ist im Handel leider noch immer üblich, Pflanzen ohne den Personennamen zu verkaufen, also nur H. angustifolia (wenn überhaupt angustifolia auf dem Etikett steht). Das kann aber unter Sammlern zu Verwirrungen führen, da es zum Beispiel von H. angustifolia verschiedene Arten gibt, die von unterschiedlichen Personen klassifiziert wurden. H. angustifolia Elmer 1938, H. angustifolia Lindley (Klassifizierungsjahr nicht vorhanden) und H. angustifolia Trail 1830. H. crassifolia wurde 1811 von Haworth und 1912 von Ridley unter dem selben Namen klassifiziert. Es handelt sich hier jedoch um zwei unterschiedliche Arten. Wenn endlich, wie vom Code gefordert, international durchgesetzt werden kann, dass es nur einer einzigen Pflanze einer Gattung erlaubt ist, den lateinischen Artennamen zu tragen, können Verwechslungen vermieden werden. Völlig unmöglich wird für den Sammler die Orientierung, wenn der Handel einzelne Arten einfach „nur“ als Hoya verkauft.Ich habe in meinen Artenbeschreibungen, soweit bekannt, das Jahr der Klassifizierung zugefügt. Zum Beispiel Hoya acuta Haworth 1821. Die botanischen lateinischen Namen einiger Hoyaarten sind wirkliche Zungenbrecher, deren Wahl vom Autor auf verschiedene Dinge, die mit der Pflanzenart in Zusammenhang stehen, hinweisen. Sie können einen auffälligen Teil der Pflanze, manchmal ist es das Blattwerk z. Bsp. H. carnosa – bedeutet übersetzt fleischig oder von fleischiger Konsistenz, beschreiben. Andere Namen beschreiben die Blüte. H. pauciflora – bedeutet wenig Blüten. H. pubicalyx – sagt, dass die Blüte zweigeteilt, mit einem krausen calyx (Kelch) ist. Es kann auch eine Blütenfarbe z. Bsp. H. purpureofusca – übersetzt eine rötlich braune Blume, durch den Namen beschrieben werden. Diese beschreibenden Namen sind hilfreich beim Identifizieren einer Pflanze. Sie sind meines Erachtens konkreter, als Pflanzen nach einer Person, meist dem Sammler (H. merrillii Schlechter 1904, benannt nach Elmer Drew Merrill 1876-1956 oder H. lindleyana F. Vill 1888, benannt nach John Lindley 1799-1865) oder einer Stelle, an der sie gefunden wurde (H. kenejiana Schlechter 1908), zu benennen. Bei den Hoyas gibt es teilweise verschiedene, synonyme Namen für dieselbe Pflanze, aber auch, wie oben erwähnt, einen Namen für unterschiedliche Pflanzen. Eigentlich war es Zufall, das Hoyas heute unter dem Namen Hoya klassifiziert werden. Zwei Botaniker beschäftigten sich mit der Pflanze und gaben etwa zur gleichen Zeit Veröffentlichungen heraus. Das waren R. Brown und Vahl. Brown nannte sie Hoya, Vahl Sperlingia. Nun entbrannte der Streit darüber, wie die Pflanze heißen sollte, und wer tatsächlich zuerst veröffentlicht hatte. Man ist heute der Meinung, das Vahls Manuskript eher da war. Der Name Sperlingia verlor den Streit aufgrund seines Autors, der angeblich wegen Hochverrates gehängt wurde. Sein Manuskript wurde bis nach seinem Tode nicht veröffentlicht, weil kein Verleger seinen Namen mit dem eines Hochverräters in Verbindung bringen lassen wollte. Der Name carnosa stammt jedenfalls nicht von Brown. Linne benutzte ihn zuerst. (Asclepias carnosa Linnaeus) Brown entschied jedoch die Einordnung in Hoya, so das H. carnosa heute seinen Namen trägt.Insgesamt sind in der Gattung Hoya über 390 Namen herausgegeben wurden. Davon sind etwa 280 gegenwärtig gültig anerkannte Namen.Hoya carnosa R. Brown war die erste Hoya, die in Europa bekannt wurde. Sie gilt noch heute als „Omas alte Wachspflanze“. R. Brown und andere Botaniker waren aber nicht die Ersten, die versuchten, die Pflanze zu erfoschen. Überliefert sind Schriften von Rumphius, dem blinden Seher. Rumphius war in Ambon (heute Molukken) zum Militär gegangen und im Gewürzhandel tätig. Seine Liebe galt Pflanzen und Tieren. Er entdeckte auf seinen Reisen viele Hoyas, benannte sie und beschrieb sie in seinem Werk „Herbarium Amboinensis“ (1719). Dieses Buch war eigentlich ein Kräuterbuch. Während seiner Arbeiten erblindete Rumphius. Die Illustrationen seiner Pflanzen wurden von Freunden nach seinen Beschreibungen gemalt. Sie waren schön, aber ungenau. Jahre später ging ein Botaniker mit Namen C. B. Robinson auf die Gewürzinseln, um Rumphius Hoyas zu suchen. Es gelang ihm, seinem Mitarbeiter E. D. Merrill (1876 bis 1956) in Manila Pflanzenmaterial zukommen zu lassen, bevor er im Dschungel an einem Anfall starb. Auch die Bedeutung von Hoyas für den Menschen war unterschiedlich. Als schnell wachsende Zimmerpflanze mit schönen Blüten war sie schon immer geschätzt. Australische Landwirte, Melker und Rancher nahmen an, dass die Arten von H. australis giftige Unkräuter seien. Sie hatten bemerkt, dass Tiere starben, die davon fraßen. Andere, z. Bsp. H. guppyii, sah man auf den Feldern als Omen für eine reiche Ernte an.In Asien, Malaysia und Indonesien wurden und werden Hoyas verwendet, um Venen- und Magenkrankheiten zu heilen, weil kein Antibiotika verfügbar war. Heute noch werden auf den Philippinen Breiumschläge von H. imbricata gemacht, um Furunkel und Infektionen zu behandeln. Literaturtip W. T. Stearn, Botanical Latin englisch, 560 Seiten, Tumber Press, April 2004, 4. Auflage ISBN 0881926272W. T. Stearn, Dictionary of Plant Names for Gardeners – A Handbook of the origin and meaning of the Botanical Names of some cultivated plants englisch, 373 Seiten, Timber Press, November 2002, 2. AuflageISBN 088192556X