Wachstum der Hoyas Die meisten Hoyas sind Schlingpflanzen oder Kletterpflanzen, die der dunklen Umgebung der Regenwälder gut angepasst sind. Sie haben keine Ruheperioden und entwickelten sich so schnell zu großen Pflanzen. Hoyas sind in der Lage, nur um etwas mehr intensives Licht zu finden, bis zum Walddach zu klettern. Dazu bilden sie meterlange kahle Triebe.Nur einige wenige Arten wachsen strauch- bzw. buschartig.Viele Hoyas hängen an Bäumen und halten den Monsunwinden ihre baumelnden Stämme entgegen. Sie leben als Epiphyten in den Zweigen und Kronen des Laubdaches der Regenwaldbäume. So wachsend sind sie dem Sonnenlicht etwas näher. Epiphyten sind Aufsitzerpflanzen, Pflanzen ohne Bodenkontakt, die auf anderen Pflanzen, hier auf Bäumen, wachsen, ohne diesen Nährstoffe zu entziehen. Mit ihren Wurzeln halten sie sich lediglich auf den Wirtsbäumen fast. Nahrung bekommen die Pflanzen aus den geringen Humusmengen, die sich in Astgabeln sammeln und aus dem Regenwasser. Sie bilden Luftwurzeln, die ohne Kontakt zum Boden für die notwendige Zufuhr der lebensnotwendigen Feuchtigkeit und Nährstoffe sorgen. Diese Anpassung der Pflanzen war die letzte Chance zum Überleben im Regenwald. Auf den Boden des Regenwaldes dringt oft nur weniger als 1% direktes Licht. Also „kletterten“ die Pflanzen dem Licht hinter her und besiedelten die Bäume. Viele Hoyas beginnen ihr Leben in der Feuchtigkeit des Waldbodens. Es gibt einige wenige Arten der Gattung, die terrestisch (auf dem Boden lebend) bleiben. Sie bilden Matten auf Baumstämmen, Kalksteinsimsen oder Felsblöcken ( H. serpens). Viele terrestisch lebenden Hoyas werden der Gruppe Eriostemma zugeordnet. Das Waldprofil eines tropischen Regenwaldes muss man sich in verschiedene Stockwerke eingeteilt vorstellen. Mit zwischen 60 und 100 m Höhe wachsen vereinzelte Emergenten (Überstände). Diese Riesenbäume sind trotz ihrer Höhe Flachwurzler. Der Boden des tropischen Regenwaldes hat nur eine sehr dünne Humusschicht. Sie bilden Brettwurzeln, die bis zu 10 m aus dem Erdreich heraus ragen und so den Baumriesen stützen. Stürzen Emergenten um, entstehen Schneisen im Wald von teilweise 100 m Länge und 30 m Breite, da andere Bäume mitgerissen werden. Die Emergenten ragen aus dem Laubkronendach des Regenwaldes, das zwar uneben aber geschlossen ist.(< 30 m)Darunter wachsen kleiner bleibende Pflanzen und Bäume, deren Zweige mit zahlreichen Epiphyten bedeckt sind. Hemiphyten sind ebenfals Aufsitzerpflanzen, deren lange Luftwurzeln wie Stricke herab hängen, damit anderen Pflanzen als Stützen dienen und so den Kontakt zum Boden wieder herstellen. Die Lichtverteilung im Waldesinneren ist immer abhängig vom Baumwuchs. Die obere Region erhällt direktes Sonnenlicht, viel Wind und drastische Wechsel von Temperatur und Luftfeuchte. Alle Pflanzen, die unter dem Kronendach leben, sind davor geschützt. Dort, wo die Lichtverhältnisse relativ gut sind, zum Beispiel an von Emergenten gerissenen Lichtungen, an Waldrändern, an Lichtungen entlang von Flüssen und Wegen können Hoyas gefunden werden. Sie werden deshalb als „Lückenpflanzen“ des Regenwaldes bezeichnet. Hoyasamen, die in der Feuchtigkeit des Waldboden keimen, werden bald zu „Bergsteigern“. Sie wachsen an den Stämmen der Bäume nach oben. Sehr oft stirbt der untere Teil der Pflanze ab. Weiter oben lebt sie weiter. Die Stämme bilden neue Wurzeln und „krallen“, wo es möglich ist. Hoyas bedecken so die massiven Kronen der Laubbäume, vergleichbar mit einem Dach. Hoyas in einer Überfülle, etwa 10-15m hoch, sind ein gigantischer Anblick. Höher wachsende Hoyas fühlen sich in den Wolkendünsten mit fast konstanter hoher Luftfeuchtigkeit am wohlsten.Mittlere und niedrigere Hoyas unterliegen kaum klimatischen Schwankungen. Im Regenwald gibt es kein Frühjahr, Sommer, Herbst oder Winter, sondern nur Nässe oder nur Trockenheit. Das tropische Klima bringt ganzjährige maritime feucht-warme Luftmassen. So wurde zum Beispiel in Malaysia, einem der Heimatländer der Hoyas, eine durchschnittliche relative Jahresluftfeuchtigkeit von 82% gemessen. Die Tagesschwankungen liegen zwischen 40 und 100%. Auch die Temperaturen sind relativ gleichbleibend. Malaysia hat eine durchschnittliche Jahrestemperatur von 26,5°C. Es gibt kaum Schwankungen zwischen Tiefland und Bergland. Selbst in den höher gelegenen Bergregionen Malaysias (Frasers Hill 1300 m ü. M., höchster Berg in Malaysia Gunung Tahan 2188 m ü. M.) gibt es durchschnittliche Temperaturen von 18,9°C. Den direkten Strahlen der Sonne ohne schattigen Baldachin ausgesetzte Pflanzen im Regenwald bleiben nicht lange am Leben. Sie blühen, tragen Früchte und sterben ab. Welch ein verzweifeltes Bemühen um das Überleben der Arten?Oft ist dieses Sterben die Antwort der Pflanzen auf die veränderten physiologischen Bedingungen im tropischen Regenwald, die durch das Eingreifen des Menschen verursacht werden. Tropischer Regenwald stirbt in einem atemberaubendem Tempo! Am Beispiel Malaysias kann das zahlenmäßig belegt werden. Noch zu Beginn unseres Jahrhunderts waren fast die gesamte Fläche der Halbinsel (13,2 Mill. ha) tropischer Regenwald. 1960 existierten noch 72%, 1982 nur noch 42% und heute sind es nur noch 39% bewaldete Fläche auf der Halbinsel. Vorallem der Bau von Verkehrswegen, Industrieanlagen, Brandrodungen, Tropenholzeinschlag und der Bau von Staudämmen drängen den Anteil des Waldes zurück. Dort, wo Wald gerodet wird, bleibt unfruchtbarer Boden zurück, der sehr anfällig für Bodenerosionen ist. Das Aussterben von Flora und Fauna ist damit verbunden. Nicht alle Hoyas wachsen im tropischen Regenwald. In Australien gibt es Bereiche, die für lange Zeiträume äußerst trocken sind. Es ist möglich, das eine Hoya aus Darwin nur einmal in 3-5 Jahren Regen spürt. Diese Arten passen sich durch Sukkulenz an diese Bedingungen an.