Ein Verwirrspiel – Hoya Namen für Kulturformen Das Schönste, was wir entdecken können, ist das Geheimnisvolle.Albert Einstein (1879 – 1955) In den Artenbeschreibungen einiger Hoyas, z. Bsp. H. carnosa, H. pubicalyx und H. compacta habe ich Listen der von diesen Arten bekannten Kulturformen und damit in Umlauf gebrachter Cultivarnamen und/oder Verkaufsnamen eingefügt. Die Diskussionen in der Literatur sind hauptsächlich (und zu Recht) mit den lateinischen Namen beschäftigt. Es bedarf aber auch Überlegungen, wie solche Cultivarnamen entstehen und vergeben werden. Es ist nicht leicht, zwischen gültig und ungültig in Umlauf gebrachten Cultivarnamen zu unterscheiden. Die Namensvergabe regelt der internationale Code für Kulturpflanzen (ICNCP), der kürzlich in der 7. Version erschienen ist und heiß disskutiert wird.Das Wort Cultivar ist im ICNCP eindeutig definiert – cultivar = Sorte (Abkürzung: cv.; abgeleitet von cultivated variety) Der internationale Fachausdruck cultivar bezeichnet einen Bestand kultivierter, vom Menschen gezüchteter Pflanzen, die sich durch irgendwelche (morphologische, physiologische, zytologische, chemische oder andere) Merkmale auszeichnet und bei (geschlechtlicher oder ungeschlechtlicher) Fortpflanzung seine sortentypischen Merkmale beibehält. Sie basieren auf Kreuzungen zwischen verschiedenen Arten oder auf Kreuzungen zwischen Sorten und Arten. Sie können durch Züchtung oder Auslese, auf natürlichem Wege oder durch menschliches Zutun entstehen. Der ICNCP unterscheidet unterschiedliche Arten von Cultivaren, die in der Regel nicht mehr reinerbig sind. Klone sind genetisch absolut identische Kulturvarietäten. Hybriden sind meist aus Samen gezüchtete Kulturvarietäten. (Artikel 2 ICNCP)Der Sortenname (Cultivarname) kann in einfachen Anführungszeichen hinter dem Gattungsnamen groß geschrieben angehängt werden. (Wilhelm Thomas Stearn 1911 – 2001)Ein Sortenname kann auch durch die Abkürzung cv. hinter dem Gattungsnamen und dem nachfolgend groß geschriebenen Sortennamen kenntlich gemacht werden. Viele Cultivarnamen sind in Umlauf, die nach den Regeln des Codes nicht akzeptiert, aber eben auch nicht ignoriert werden können. Veraltete und falsche Namen tendieren dazu, für viele Sammler bestehen zu bleiben, weil das Etikett im Topf beim Kauf einer Pflanze oft das einzige Mittel der Identifikation ist. Es ist möglich, das einige der verwendeten Namen z. Bsp. Dark Form den Status eines Cultivarnamens trotz seiner Etymologie erwerben. Andere Wörter werden ständig verwendet, um ein immer wieder auftretendes Merkmal, z. Bsp. die zitronenfarbigen Blütenformen von H. acuta zu beschreiben. Sie werden zu Cultivarnamen, wenn es mehr als einen Klon von einer ähnlichen Farbe gibt. Temporäre oder triviale Namen können einer Pflanze bis zur Identifikation, entweder zur vorläufig formalen Beschreibung oder für Handelszwecke, z. Bsp. ‚Bangkok Red‘ gegeben werden. Es ist bisher kein Versuch gemacht wurden, eine umfassende Taxonomie der Hoyas zu erarbeiten. Wurde früher ein lateinischer Name entsprechend dem internationalen Plant Code für eine Art heraus gegeben, die heute für ein Cultivar gehalten wird, so kann dieser Name entsprechend dem Code für Kulturpflanzen, als Cultivarname beibehalten werden. So sind ‚Picta‘ und ‚Variegate (a)‘ die richtigen Namen für einige Cultivare, obwohl die neuesten Fassungen des ICNCP die Verwendung lateinischer Begriffe für Kulturvarietäten verbieten. Das Bunte an Pflanzen, eine gewollte Auswirkung von Züchtungen in Kultur, tendiert sehr oft dazu, instabil zu sein. (z.Bsp. das Zurückfallen einer bunten Blattform in die grüne Urform). Wird ein „guter“ bunter Hybrid als ein neues Cultivar verbreitet, kann es über die anschließende Fortpflanzung zur Originalform zurück finden. Die Kulturform ist dann von der Urform nicht mehr unterscheidbar, außer, das die Pflanze noch immer den „neuen“ Cultivarnamen trägt. Eine überlegenswerte Variante wäre, von den beständig buntblättrigen Kulturformen zwei Gruppen zu unterscheiden (Artikel 4 ICNCP). Die Gruppierung des Bunten der vielfarbigen Formen könnten sollten das unterschiedliche Wachstum der grünen und vielfarbigen Teile des Blattes berücksichtigen. Anfänge sind gemacht. So bezeichnet bei Kulturformen die Picta Gruppe alle die Pflanzen, bei denen das Bunte hauptsächlich in Richtung der Blattmitte ausgeprägt ist. Siebolds H. picta (1848) zumindest hatte die helleren Farben innen im Blatt. Normalerweise hat eine als variegata benannte Hoya hellere Blätter auf der Oberseite oder das Zentrum der Blätter ist heller, die Blattränder dunkel. H. variegata Siebold 1846 hatte allerdings die matte Farbe entlang der Blattkanten.Als H. albomarginata benannte Hoyas haben die helleren Farben an den Blatträndern. Diese sind oft instabil. (Kloppenburg, Juni 2006, Privatmail) Die biologische Ursache für diese Unterschiede wird mit der Art und Weise der Zellteilung der Pflanzen begründet. Die Zellen formen konzentrische Ringe von neuen Zellen, wenn sie sich teilen. Daraus entwickeln sich Blätter und andere Strukturen. Wenn einer (oder mehrere) dieser Ringe von Zellen nicht in der Lage ist, Chlorophyll zu bilden, werden die Teile des Blattes, die von diesem Ring von Zellen gebildet werden unzulänglich mit Chlorophyll versorgt. Das führt zur Ausbildung weißer oder gelber Flecken auf dem Blatt. Wenn der neue Zellring mit wenig Chlorophyll sich in Richtung der Außenseite des Stammes entwickelt, werden die Ränder des Blattes vielfarbig sein. (Variegate Formen). Wenn sie tiefer im Stamm sind, wird das Zentrum des Blattes vielfarbig sein (Picta Formen).Einige der mehrfarbigen Cultivars sind aufgrund der rosa oder roten Färbung der Blätter besonders attraktiv. Heute ergibt sich die Notwendigkeit, wenn mehrere Klone einer Art im Umlauf sind, die Pflanzen wie Cultivare zu benennen. Sie erscheinen als einzige Möglichkeit zur Identifikation sich unterscheidender Klone, obwohl sie den Vorgaben des Pflanzencodes nicht entsprechen, z.B. Hoya archboldiana `Pink Form` (Wörter wie ‚Form‘ sollten laut ICNCP nicht als Teil eines cultivar Namens verwendet werden, da sie zu ungenau sind). Andererseits sollte der Name ‚Variegate‘ in allen Fällen nur für vielfarbige Formen vergeben werden. (außer, wenn der Name nach ICPN vor dem 1. Januar 1959 gegeben wurde). Adjektive wie ‚variegatet‘ brauchen ein Substantiv oder anderes Wort, das für ein Substantiv gehalten werden kann, um einen Cultivarnamen zu beenden. Nur ‚variegatet‘ ist als eigenständiger Name unvollständig. ‚Gold Variegatet‘ (statt ‚Variegate Apollonias‘) wäre laut Standart wieder akzeptabel. Der Code schreibt keine Notwendigkeit vor, die Abkürzung ‚cv‘ vor einen Namen zu stellen, um seinen Status als Cultivar zu bezeichnen. Auch die Benennung von Hybriden ist im ICNCP geregelt.Hybride Bastard (lat.: hybrida = Mischling; griech. Hybris = Übermut, Hochmut, frevelhafte Selbstüberhebung, besonders vor den Göttern); uniforme, ertragreichere, duch Kreuzung von reinerbigen Eltern entstandene Mischlinge.Bastard: Nachkommen zweier Eltern, die sich in einem oder mehreren Merkmalen unterscheiden. Hybriden können auch Nachkommen zweier verschiedener Sorten oder Arten sein. Meine Überzeugung ist folgende: Würden alle ungültigen, veralteten oder nicht dem internationalen Code entsprechenden Cultivarnamen überarbeitet und in einen Standart gepresst, nur um dem Code zu entsprechen, gäbe es noch mehr Hoyanamen im Umlauf und die schon jetzt äußerst verworrene Situation der Namen mit ihren vielen vielen Synonymen wäre noch schlimmer. Das größte Rätsel scheint nach wie vor H. carnosa zu sein. Würde ein Hoyasammler nur H. carnosa Cultivare sammeln, könnte er ein Gewächshaus mit Hoyas füllen, obwohl sie nie dieselbe Aufmerksamkeit wie die neueren Importe aus den Tiefen des süd-ost-asiatischen Dschungels bekommen würden. Er hätte einen Großteil in Blatt und Blüten gleich aussehender Pflanzen, aber eine Menge schön klingender Namen. Ich erinnere nur daran, das die Auseinandersetzungen um die Fragen, ob H. compacta, H. motoskei, H. fungii oder H. pubicalyx selbstständige Arten oder Kulturformen von H. carnosa sind, noch immer hohe Wogen in der internationalen Hoyawelt, in Foren o.ä. schlagen. Dies erklärt auch die unterschiedlichen (und wieder verwirrenden) Schreibweisen der Pflanzen in der Literatur. – z. Bsp. H. compacta, H. carnosa ‚Compacta‘ oder H. carnosa var. compacta. Veränderungen des ICNCP im Jahre 2004 gaben neue Richtlinien zur Namensgebung von Kultivaren und Kulturgruppen (neuer Begriff 2004 – Gruppe für Kulturformen) heraus. Für Kulturformen gilt grundsätzlich, das ausschließlich der Name in der Ursprungssprache korrekt und damit als gültig anerkannt erklärt wird. Die Anzahl der die Kulturform bezeichneten Wörter ist nicht mehr auf drei beschränkt. Ein Kulturname darf mehr als 10 Silben enthalten. Einige Wörter dürfen zur Benennung von Kulturformen nicht mehr verwendet werden. z. B. variety, seedling, selection. Der neue Code kann als großzügiger für die Namensgebung der Kulturformen betrachtet werden, als seine Vorgänger. Er vereinfacht aber den Überblick für den Laien keineswegs. Publikationen Phil Clark, Asklepios 67 (1996) Wilhelm Thomas Stearn, Botanical Latin (1995) C. M. Burton, Hoya cultivars 2007