Curtis’s Botanical Magazine Zur Geschichte der ältesten botanischen Zeitschrift der Welt – Curtis’s Botanical Magazine – Kunst und Natur sollten zwei Schwestern gleich, stets Hand in Hand gehen, auf das sie sich gegenseitig zu unterstützen und einander beizustehen vermögen.George Edwards, britischer Naturforscher und Maler 1744 Curtis’s Botanical Magazine (CBM) ist die botanische Zeitschrift mit der längsten Geschichte weltweit. Sie stellt die umfassendste Pflanzenporträtsammlung der Welt dar. Das Magazin erscheint seit 1787 fast ohne Pause, obwohl die Produktion nicht immer einfach war.Vor allem in Kriegszeiten war es äußerst schwierig das Erscheinen der Zeitschrift zu sichern.Fehlende Gelder und Materialien behinderten die Produktion.Die einzige wirkliche Pause der Veröffentlichung war der zweite Weltkrieg und die Nachkriegsjahre. Zwischen 1939 und 1947 erschien kein Magazin. Den Ruhm der Zeitschrift machen die Lithographien der wundervollen handgemalten botanischen Illustrationen aus.Selbst nach über 200 Jahren üben sie noch immer auf Botaniker, Gärtner und Pflanzenliebhaber eine einzigartige Faszination aus. Bis 1845 wurden alle Darstellungen in Kupfertafeln geritzt, später wurde lithographiert [ab Platte 4174 von 1847-1948]. Bis 1848 wurde jede Platte von Hand gefärbt und vervielfältigt. Ab 1848 ersetzte der Mehrfarbdruck die Handfärbung. Ab 1959 wurde fotografiert. Vol. 1 des Magazins erschien erstmalig am 1. Februar 1787. Der Titel dieser ersten Ausgabe lautete „The Botanical Magazine or Flower-Garden Displayed“. William Curtis (1746 – 1799) William Curtis, der Herausgeber, wollte in seiner Zeitschrift ausländische Zierpflanzen vorstellen.Diese erste Ausgabe war ein kleines Heft, bestehend aus drei kurzen Textbeschreibungen und drei handgezeichneten Tafeln. (Iris persica, Echinacea purpurea und Eranthis hyemalis)Eine der ersten Nummern des Magazins enthält bereits eine Asclepiadaceae, die stammsukkulente Orbea variegata (L).Der Preis der ersten Ausgabe betrug 1 Shilling. Sie erzielte nicht den von Curtis erwarteten Erfolg. Nur etwa 3000 Exemplare wurden verkauft. Titelblatt der ersten Ausgabe vom 1. Februar 1787 William Curtis stammte aus einer medizinisch interessierten Quäkerfamilie. Er wurde bei einem Apotheker in die Lehre gegeben, der ihm sein Geschäft hinterlies. Curtis verkaufte es bald, um sich ganz seinen Studien der Naturkunde zu widmen. 1766 veröffentlichte er eine erste Broschüre zum Thema Sammeln und Haltbarmachen von Insekten. 1773 wurde er zum botanischen Direktor (Demonstrator) am Chelsea physic garden ernannt.1777 eröffnete er seinen eigenen botanischen Garten in London, am Lambeth Marsh, nahe dem St. George Fields, gelegen irgendwo zwischen Magdalen Krankenhaus und Westminster Bridge, später verlegt nach Brompton. Dort hielt er vor einem ausgewählten Publikum botanische Vorträge. Dieser Garten wurde als Londoner Botanischer Garten bekannt, als Curtis ihn 1779 öffentlich machte. Hier wurden etwa 6000 Pflanzen kultiviert. Die erste größere Veröffentlichung Curtis war seine Flora Londinensis, begonnen 1774 bis 1787. Diese Publikation war eine Serie farbiger Illustrationen und Beschreibungen von Pflanzen, die innerhalb eines 10 Meilen- Radius um London wuchsen. Das Interesse an heimischen Pflanzen war jedoch viel zu gering. Vielmehr interessierte man sich für auffällige exotische Blühpflanzen, die man im eigenen Garten kultivieren konnte. Trotz seiner hervorragenden Farbplatten war diese Arbeit ein finanzieller Reinfall und wurde von Curtis bald aufgegeben. Die erlittenen finanziellen Verluste sollten ausgeglichen werden und Curtis brachte sein Botanical Magazin heraus. Künstler, mit denen er bereits an der Flora Londinensis gearbeitet hatte, bekamen neue Aufträge, die sich auf die Beschreibung von exotischen Pflanzen seines eigenen botanischen Gartens bezogen. James Sowerby (1757 – 1822) war ein Künstler, der die frühen Jahre der Zeitschrift dominierte. Er war Autor und Illustrator von ca. 2500 Zeichnungen im Magazin.1759 eröffnete der Royal Botanik Garden Kew. Unter dem Einfluss Banks entwickelte sich Kew bald zur führenden botanischen Institution. Die Erforschungen und Entdeckungen Australiens, Asiens Südamerikas und Afrikas führte zur Einführung zahlreicher Zierpflanzen, die der Wissenschaft bisher unbekannt waren. 1790 wurden etwa 5000 exotische Zierpflanzen im Kew Garden kultiviert. 1801 wurde dann die Royal Horticultural Society gegründet. Zwischen 1790 und 1810 erschienen etwa 30 botanische Bücher und Zeitschriften mit botanischen Illustrationen. James Sowerby, Hoya carnosa Sydenham T. Edwards (1768 – 1819) brachte mit 19 Jahren seine erste botanische Farbplatte für das Botanische Magazin heraus. Das war in der zweiten Ausgabe des Magazins. Edwards kann als der erste Arbeitnehmer, der voll für das Magazin arbeitete, betrachtet werden. Curtis hatte Proben seiner Arbeiten gesehen. Er forderte ihn auf, von Wales nach London zu kommen, stellte ihn als Lehrling ein und bildete ihn in Botanik und botanischer Abbildung aus. Edwards begleitete Curtis später auf vielen botanischen Exkursionen.Über 1700 Pflanzenporträts verdankt das Magazin seiner 27 jährigen Tätigkeit. Zunächst ritzte und gravierte er alle Tafeln selbst.Ab 1792 übernahm Francis Sanrom die Gravierungen von Edwards Zeichnungen. Edwards arbeitete auch nach dem Tod von Curtis weiter für das Magazin, bis ihn Unstimmigkeiten mit John Sims, dem Nachfolger Curtis, dazu veranlassten, das Magazin zu verlassen. 1815 gründete er das Konkurenzunternehmen „The Botanical Register, consisting of coloured figures of Exotic plants cultivated in British Gardens“. Unter diesem Namen erschienen von 1815 bis 1828 insgesamt 14 Volumen. Ab 1829 bis 1847 erschienen die jährlichen Ausgaben unter dem neuen Namen „Edwards Botanical Register“. Edwards Unstimmigkeiten mit dem CBM bestanden darin, das 12 seiner gezeichneten Tafeln irrtümlich Sowerby zugesprochen wurden. Blunt schreibt in The Great Flower Book über Edwards Zeichnungen “ …bemerkenswerte Genauigkeit, einfach in Ausführung, Klarheit und Farbe….“In Edwards eigenen Publikationen sind nur die abgebildeten 3 Hoyaillustrationen mit Texten von John Lindley zu finden. In Vol. 32 (1848) befindet sich eine Beschreibung der Hoya imperialis, leider ohne botanische Illustration. Hoya pallida Lindley aus Edwards „The Botanical Register“ Vol. 11, Plate 951 (1825) Hoya coriacae-Centrostemma coriaceum (Blume) Meisner aus „Edwards Botanical Register“, Vol. 25, Plate18 (1839) Hoya campanulata aus „Edwards Botanical Register“,Vol. 33, Plate54 (1847) Alle Tafeln im CBM wurden grundsätzlich von lebenden Pflanzenmaterial erstellt und die verwendeten Farben sollten so genau wie möglich den natürlichen Farbton wieder geben. Das betonte Curtis auch im Vorwort seiner ersten Ausgabe. Er gestattete seinen Malern kaum künstlerische Freiheiten. Er erwartete wissenschaftliche Arbeiten mit detailgenauer Akribie. Bis zur Ausgabe 70 wurden alle Pflanzendarstellungen in Kupferplatten geritzt. Die Kopien wurden mit ätzenden Wasserfarben gezogen. Etwa 3000 Kopien wurden für jede Ausgabe gebraucht mit im Durchschnitt 3 Pflanzenplatten pro Ausgabe. 30 Arbeiter, schlecht bezahlt und mit entsprechender Arbeitsmotivation, verrichteten diese ermüdende und eintönige Arbeit. Im 19. Jahrhundert nahmen die Pflanzenbeschreibungen zahlenmäßig zu, da das Pflanzensammeln zur Mode geworden war. David Douglas (1799 – 1834) sammelte in Amerika 11 Jahre seines Lebens im Auftrag der Royal Horticultural Society. In regelmäßigen Abständen schickte er Samen und Pflanzen nach England. Viele kamen dort zur Blüte und wurden in der botanischen Zeitschrift in blühenden Zustand veröffentlicht und erläutert. Die begleitende Textbeschreibung war immer gleich gegliedert. Sie bestand aus dem Namen der Pflanze, dem Platz im Linneaischen System der Klassifizierung, generischen und spezifischen Diagnosen, Herkunftsland, Zeit der Blüte und Notizen zur Kultivierung. Die angeführten englischen Namen waren einfache Übersetzungen des lateinischen Namens der Pflanze. Curtis starb 1799, als sein Botanisches Magazin Vol. 13 erreicht hatte. Sein Freund John Sims (1749 – 1831) Botaniker und Arzt, wurde der neue Herausgeber.Er benannte die Zeitschrift um, in The Curtis`s Botanical Magazine.Während dieser Zeit wurde Papier teurer. Der Preis der Zeitschrift erhöhte sich ab dem Jahre 1808 auf 3 Shilling und 6 Pence pro Ausgabe. Ergebnis war, dass die Auflage auf unter 1000 pro Ausgabe sank. Ab 1826 übernahm William James Hooker (1785 – 1865) die Chefredaktion. Er war Professor für Botanik an der Glasgower Universität von 1820 – 1841. 1841 wurde er Direktor des Kew Garden in London. Er übernahm das CBM als bereits bekannter Botaniker, erfahrener Autor exotischer Pflanzen und exklusiver Zeichner. Er wurde Hauptillustrator der Zeitschrift für fast 10 Jahre.Mit Hooker kam auch ein neuer Graveur, Joseph Swan aus Glasgow zum CBM. Hooker führte doppelseitige Tafeln ein. Er vergrößerte bestimmte Details der Pflanzen, um Unterschiede deutlicher zu machen. Der Grad der Wissenschaftlichkeit der Zeitschrift erhöhte sich. Hooker starb 1865 im Alter von 80 Jahren. Nach seinem Tod wurde die Chefredaktion von seinem Sohn Joseph Dalton Hooker übernommen. Die Aufgabe die Zeitschrift zu illustrieren wurde Walter Hood Fitch (1817 – 1892) übertragen. Sein erster Beitrag für CBM wurde bereits im Oktober 1834 heraus gegeben. 43 Jahre arbeitete Fitch für das Magazin. Fast 10000 Zeichnungen sind von ihm. Nach Meinung Hooker f. war Fitch ein „unvergleichlicher botanischer Künstler mit einer unvergleichlichen Fähigkeit beim Erfassen des natürlichen Charakters einer Pflanze“.“Ich denke nicht, das Fitch Fehler in Perspektiven und Umriss machen kann, selbst wenn er es wollte“.(Zitat nach Blunt aus The Great Flower Book).Von Fitch wurden die meisten im CBM beschriebenen Asclepiadaceaen Pflanzenporträts gezeichnet, davon fast alle Hoyas. Sein Neffe John Nugent Fitch (1840 – 1927) schuf 2500 Lithographien für die Zeitschrift, gezeichnet von Matilda Smith. Während des 19. Jahrhunderts beutelten ökonomische Schwierigkeiten die Zeitschrift. Die Verkäufe sanken auf etwa 700 pro Ausgabe. 1921 wurde die Zeitschrift kurz vor dem Ruin gerettet, als J. Elwesalle alle Rechte im Auftrag der Royal Horticultural Society erwarb. 1984 erfolgte eine Änderung des Namens in The Kew Magazine. Es begann eine neue Nummerierung der Bände und Tafeln. Man begann wieder mit 1. Der Inhalt der Zeitschrift änderte sich grundlegend. Zusätzlich zu den Beschreibungen und Abbildungen der einzelnen Pflanzenarten begleiteten vollständige Papiere und Material, wie Karten zu Fundorten und Verbreitungsgebieten der Pflanzen, die heraus gegebenen Farbtafeln. 1995 kehrte die Zeitschrift jedoch zum Originalnamen The Curtis`s Botanical Magazine zurück. Die Nummerierung der Bände und Tafeln setzte sich aber entsprechend der Kew Zeitschrift fort. Auch im 20. Jahrhundert beschäftigte die Zeitschrift noch immer die besten Blütenmaler. Lillian Snelling (1879 – 1972) produzierte 1948 schließlich die letzten handgezeichneten Tafeln. Insgesamt sind 11.025 Farbplatten in den 203 Bänden der letzten 216 Jahre des CBM publiziert. Von diesen zeigen 131 Tafeln Asclepiadaceae und Periplocaceae, Apocynaceae, Asclepiadoideae, Secamonoideae und Periplocoideae. 21 davon sind Hoyas. Die meisten wurden im 19. Jahrhundert heraus gegeben. Ein Teil der Tafeln dienten als Typ-Abbildungen entsprechend des internationalem Codes der botanischen Nomenklatur Art. 7.Ganz selten sind Tafeln früher schon einmal herausgegeben worden, unter einem anderen (synonymen) Namen. Hybride Pflanzen wurden kaum für die Abbildungen verwendet. Nach kritischer Beurteilung der Tafeln ist die Anzahl der verwendbaren akzeptablen Arten der Asclepiadaceae auf 113 reduziert, die in Asklepios 88 alphabetisch aufgelistet sind.Acht besonders schöne und selten gezeigte Platten sind dort kopiert. Chronologie des Curtis’s Botanical Magazine 1787 – 1815 Vol. 1-43 1. Serie1815 – 1844 Vol. 43-70 2. Serie (Vol. 54-70 wird auch als neue Serie von Vol. 1-17 bezeichnet)1845 – 1904 Vol. 71-130 3. Serie (auch als Vol. 1-60)1905 – 1920 Vol. 131-146 4. Serie (auch als Vol. 1-16)1921 – 1948 Vol. 147-164 5. Serie (die alte Nummerierung der Tafeln endet mit Tafel 9688 in Vol. 164)1948 – 1983 Vol. 165-184 6. Serie (neue Tafeln nummeriert: 1-882)1984 – 1994 Vol. 185-195 „Kew Magazine“ Vol. 1-11 (neue Tafeln nummeriert wieder von 1-258)1995 – 2002 Vol. 96-203 „Curtis’s Botanical Magazine“ Vol. 12-19 belegte Nummern 259-455 im Nov. 2002) Über die vielen Jahre ihres Bestehens arbeiteten für die Zeitschrift viele begabte und weniger begabte Künstler. Die berühmtesten sind die oben genannten James Sowerby, Sydenham Edwards, William Jackson Hooker und später, Walter Hood Fitch. Jede Platte trägt den Namen des Künstlers am unteren linken Rand. Einzelne Bände der botanischen Zeitschrift sind heute selten und fast unbezahlbar. Oft bieten Antiquariate Abzüge der Tafeln zu Preisen zwischen 15 und 250 US-$ an. Auf der Internetseite der National Agricultural Library Beltsville in Maryland werden 1050 Platten online frei gezeigt.Die Bibliothek scannte die Tafeln der ersten 26 Bände (1787 – 1807) und machte sie im Netz der interessierten Öffentlichkeit (United States Department of Agriculture) verfügbar. Leider können die Begleittexte der Pflanzentafeln nicht gelesen werden. Eine Suchfunktion ermöglicht aber das Auffinden bestimmter Pflanzentafeln. Diese Bibliothek besitzt eine vollständige Sammlung der Zeitschrift. Ein 400 Seiten umfassendes Werk mit dem Titel „The Curtis Botanical Magazine Dedications 1827 – 1927“ wurde durch die Royal Horticultural Society heraus gegeben. Es gilt als eines der besten Ressourcen über weitere Informationen dieser hervorragenden Zeitschrift. Beim Blackwell Verlag kann die einmal im Quartal erscheinende Zeitschrift abonniert werden: onlinelibrary.wiley.com. Hier kann man auch alle Informationen über die gegenwärtigen Ausgaben der Zeitschrift finden. Eine inhaltliche Übersicht aller Ausgaben bis jetzt seit 1997 ist einsehbar unter ingentaconnect.com Im Internet Archiv stehen mittlerweile einige Ausgaben zur Ansicht und zum Downlaod zur Verfügung. Publikationen Ulrich Meve, Lehrstuhl für Pflanzensystematik, Universität Bayreuth, 95440 Bayreuth, Deutschland ME, The Asclepiadaceae plates in Curtis´s Botanical Magazine in Asklepios 88, S. 8 – 15 (2003)Julie Gardham, Glasgow University Library- Special collections Department aus Book of the month, Oktober 2004