Leis – hawaiianische Blütenkränze aus Hoyas Alles in der Welt ist merkwürdig und wunderbar für ein paar wohl geöffnete Augen. Jose Ortega Gasset (1883-1955) span. Philosoph, Soziologe und Schriftsteller Diese Tradition wurde von den Polynesiern nach Hawaii gebracht. In Doppelrumpfkanus mit Segeln aus Kokosgewebe kamen sie zwischen 300 und 500 nach Christus auf den beschwerlichen Weg über den Pazifik. Sie flohen vor kriegerischen Auseinandersetzungen. Sie brachten nicht nur Lebensmittel und Werkzeuge, sondern auch Pflanzen in ihre neue Heimat mit. 4000 km fern ihrer Heimat landeten sie auf Hawaii, wo sie über Jahrhunderte, isoliert vom Rest der Welt, ihren Göttern Leis verehrten, als Dank für die glückliche Reise. Erst 1770 wurde die Inselgruppe von James Cook entdeckt. Die Kunst Leis herzustellen stellte einen wichtigen Bestandteil der Kultur dar. Gefertigt wurden diese ursprünglich aus Unmengen frisch gepflückter Blüten, Blättern, Früchten, Muscheln, Samen, Nüssen, Federn, teilweise auch aus Knochen und Zähnen verschiedener Tiere. Farben und Anzahl der Blüten in den Blumenketten spielten eine wichtige Rolle. Die Rippe eines Kokosblattes diente als Nadel. Fäden wurden von einem Strauch gewonnen. Die Ureinwohner trugen Leis als Schmuck, um sich von anderen zu unterscheiden. Jede getragene Kette wurde den Göttern geopfert. Der Maile- Lei war der bedeutendste. Das ist ein Lei aus den Blättern einer Weinart. Er wurde angefertigt, wenn große politische Ereignisse bevorstanden, etwa ein Friedensabkommen zwischen zwei Stammesfürsten. Um die Jahrhundertwende entwickelte sich eine Lei Industrie. In Honolulu gehörten meist weibliche Verkäuferinnen zum Stadtbild. Die Blüten der Leis wurden aus dem eigenen Garten oder aus der Natur entnommen. „ Blütenzuchtanstalten“ kannte man noch nicht.Im November 1927 nahm das Luxuskreuzfahrtschiff der „ Matson Navigation Company“ die Route Kalifornien Honolulu in ihr Programm auf. Der Tourismus nach Hawaii wuchs und die Umsätze der Lei Verkäufer stiegen.1933 wurde die erste „ Lei sellers “ Vereinigung gegründet. Sie hatte die Aufgabe, dem immer stärker werdenden Verkauf und Konkurrenzkampf entgegenzuwirken. Jährlich am 1. Mai ist der Lei-Day auf Hawaii. Höhepunkte sind verschiedene Wettbewerbe und die Wahl der Blütenkönigin. Sie muss hawaiianischer Abstammung sein und beweisen, das sie den traditionellen Hulu meisterhaft beherrscht. In den hawaiianischen Blütenfarmen werden traditionelle Blüten, wie Plumeria ( in Hawaii Kamahao Melia, bei uns Frangipani) und Tuberose (Nachthyazinthe, Polianthes tuberosa) gezüchtet. Orchideen Leis sind das klassische Freundschaftsgeschenk. Asclepias, die hier wachsen und für Leis verwendet werden, sind Kronblume (Calotropis gigentea) Kranzschlinge (Stephanotis floribunda) und Pakalana (Telosma cordata). Pakalana ist der hawaiianische Name für diese Pflanze. Er ist vom traditionellen PAK LAN abgeleitet, dem tropischen Magnoliebaum Michelia alba. Die Zahl dieser Blütenfarmen hat sich bedauerlicherweise seit den 90-er Jahren stark reduziert. Importe aus Thailand sind billiger und machen den hawaiianischen Betrieben das Leben schwer. Die traditionellen Betriebe fertigen die Leis noch immer in aufwendiger Handarbeit. Bis zu 40 Stunden kann es dauern, einen Kranz aus rund 2000 Blüten herzustellen. Es ist heute möglich, sich mit einem Lei, hergestellt aus Hoyablüten, zu schmücken. Nicht viele Hoyaarten sind dazu geeignet. Ein Züchter wird nie aufhören, die elegante Schönheit von Hoyablüten zu bewundern und immer zögern, sie für Dekorationszwecke abzuschneiden. Viele Blüten welken innerhalb von Stunden nach der Ernte und sind deshalb als Schnittblumen nutzlos.Einige Hoyas der Sektion Eriostemma welken nicht so schnell. In unseren Breiten gelten sie als anspruchsvolle Arten und sind schwer zur Blüte zu bringen. Nicht so in Hawaii!! Hier stimulieren Hitze und Sonne die Arten dazu, überreich zu blühen. Die schöne Form der Blüten (sternförmig mit spitzen Ecken) und die wundervollen Farben von Grün, Schwarzrot, Gelb oder Orange passen zur ozeanischen Kunst der Lei Herstellung. Man benötigt zwischen 150 – 250 Blüten für einen einzelnen Lei Strang. In der Perlenstadt Hawaii sind im Sommer über 40 Grad Celsius. Es scheint fast immer die Sonne. Die Blätter der Hoyapflanzen sehen unter diesen Bedingungen gelb und trocken aus. Die Hitze und die Sonne bringt die Pflanzen aber dazu, bis dreimal im Jahr prachtvoll zu blühen. Eine Hoyapflanze kann 300 – 400 Blumen während einer dieser Blühphasen produzieren.Der hawaianische Name für Hoya heißt Pua Hoku Hihi. Das bedeutet – die rankende Sternblume. Die Blüten werden bei Nacht „geerntet“, da es nachts nicht so heiß ist. Das soll ihr Leben als aufgesteckte Blüten verlängern. Die pedicel werden in einem Eimer mit warmen seifigen Wasser gesteckt. Die leichte Seife wird verwendet, um Ameisen und anderes Ungeziefer zu entfernen. Die Blüten werden in dem Seifenwasser gewaschen und können sich vollsaugen. Folgende Arten und cultivars sind für die Herstellung von Leis geeignet H. ciliata – auch die schwarze Hoya der Philippinen genannt. Die Blüten sind dünn und welken einen Tag nach dem Schneiden. H. ciliata wird vor allem wegen der schönen dunklen Blütenfarbe verwendet. Kreuzungen von Hoya ciliata x Hoya ariadna sind viel versprechend für die Produktion mittel großen Blüten. Das Ziel des Programms von Edward Gilding ist, das ganze Jahr blühende Hybriden zu züchten, die lange haltende Blumen für die Herstellung von Leis hervorbringen. H. cv. MM – Diese Hoya ist ein Hybride (aus Hoya sp. Gold Star x H. spec. IPPS X 10), die 30 – 40 Blumendolden pro Pflanze produziert. In einer Blütenfarm werden viele Pflanzen dieser Art benötigt. Verwendet werden sie für Leis, weil sie eine kräftig gelb geblümte Hoya ist, die schnell, schon an Ablegern, Blüten treibt und das ganze Jahr blüht. Die Blüten lassen sich gut schneiden. H. sp. Apple Green – ist eine Hoyart, die in der Literatur oft mit H. coronaria verwechselt wird. Sie ist eine selbstständige Art, H. coronaria ähnlich. Sie kommt aus Borneo und von der malaiischen Halbinsel. Sie hat den Namen ‚Apple Green‘ (benannt von Edward Gilding), weil sie die Farbe und glänzende Konsistenz von Granny smith Äpfeln hat. Der Blütenduft und die Farbe der Blüten ähnelt der Pakalana. Die Pflanze blüht zweimal im Jahr mit bis zu 400 Blüten. H. cv. Ruthie – ist Edward Gildings erste Hybrid Auslese. Es ist eine Kreuzung zwischen H. x MM und H. ariadna. Die ersten Blütensämlinge wurden später nach der Großmutter Edward Gildings H. cv. Ruthie benannt. Wissenschaftlich müsste diese Kreuzung als H. sp. Gold Star x Hoya sp. IPPS X10 x Hoya ariadna bezeichnet werden. Das bedeutet, dass die Eltern dieses Hybriden zwei Arten und ein Hybrid sind. Manche Sämlinge dieser Kreuzung sind variabel in der Farbe, Anzahl von Blüten und Größe der Blumen. Bestimmte Sämlinge haben sehr große Blumen, die größer als die Eltern Hoya x MM und Hoya ariadna sind. Allerdings produzierten diese nur eine Blume pro Dolde und blühten nur jahreszeitlich.Blüten für Leis von Hoya cv. Ruthie werden immer als Knospen geschnitten. Sie blühen im geschnittenen Zustand auf. Die Pflanzen blühen drei oder mehrmals im Jahr, wenn sie genug Sonne bekommen. Die Farbe der Blüten ist vergleichbar mit verregneten Kirschen. Sie haben zitronengelbe bis zart rosa Spitzen und glänzen. Es gibt viele Variationen dieser Art, hervorgerufen durch den hybriden Elternteil H. x MM. Ein neuester Klon hat Blumen, die 12 Tage und länger an der Pflanze blühen. H. purpurea – ein besonders schön blühender Klon ( IML 86) wird für die Lei Herstellung verwendet. Dieser Klon hat lange haltbare Blüten in der Farbe Burgunderrot. Die Blüten ähneln H. sussuela. Die Verwendung roter Blüten in Leis ist etwas besonderes, da sie selten sind. Am meisten werden gelbe Blüten verwendet. Der Zukunft bei der Herstellung von Leis aus Hoyablüten gehören Sämlinge aus Kreuzungen zwischen H. ciliata und H. x MM oder H. coronaria und H. lauterbachii. Diese Sämlingsauslesen bringen eine Masse Blüten in schönen Farben hervor, die auch länger halten. Kleine Lei Kunde zum guten Benehmen auf Hawaii Der Hawaiianer sagt zur Begrüßung ALOHA. Bekommt man einen Lei, sagt man MAHALO – Danke. Man trägt den Lei locker auf der Schulter und sollte ihn nie in Gegenwart des Überbringers ablegen. Das gilt als unhöflich. Das Gefühl der Hawaiianer wird verletzt, lehnt man einen Lei ab.Es gibt offene und geschlossene Leis. Die geschlossenen stehen für innige Liebe und symbolisieren die Umarmung eines geliebten Wesens (das nicht menschlich sein muß). Eine Schwangere bekommt nie einen geschlossenen Lei, das soll dem neuen Leben Unglück bringen. Die offenen Leis tragen Menschen, die weise sind, d.h. von denen man etwas lernen kann. Man glaubt, das das Wissen der Weisen aus den offenen Enden ungehindert fließen kann. Jede Hawaii Insel hat ihre eigene Blume, die im Mittelpunkt eines Lei steht. Hier eine kleine Übersicht: Oahu: Die Ilima blüht mit dünnen, leuchtend orange- gelbe Blüten, die einst nur von Königen getragen worden.Maui: Die Lokelani hat kleine rosa-rote Blüten, die die Hawaiianer auch Himmelsrose nennen.Kauai: Die Mokihana sind grüne Beerenkapseln, die nach Anis duften und wie Perlen verknüpft werden.Molokai: Leis aus Kukui. Das sind Blätter mit kleinen weißen Blüten, die geflochten werden. Die Pflanze wurde auch Kerzennuss genannt, da die öligen Samenkerne früher in Lampen verwendet wurden.Lanai: Leis aus Kaunaca. Das sind Stengel einer Flechtenart, die zusammen gedreht werden.Hawaii: Leis aus Ohia Lehua. Das sind fedrige purpurrote Blüten einer Pflanze, die auf den Vulkanhängen der Insel wächst. Für die Herstellung der Leis gibt es sechs verschiedene Techniken: KUI ist das Aufziehen mit Hilfe einer Nadel auf einen einzelnen Strang. Es ist das traditionelle Aufreihen von Blüten.KIPUU ist das Knüpfen von Stengeln oder Ranken.Hili ist das Flechten von Blüten und Bändern.WILI ist das Binden von kurzen Materialien zu einem Kranz.HUMU HUMU oder HUMU PAPA ist das Nähen von Blüten oder Blättern auf einen Stoffuntergrund. Sobald ein Lei auf einen Hintergrund aufgebracht wird, wird er auf dem Kopf getragen. HAKU ist das Darstellen von Blüten, Beeren oder Blättern vor einem Blatthintergrund. Publikationen Flora Malesiana Bulletin Vol. 13/1 Jan. 2002 Artikel von C. M. Burton mit dem Titel “ Eriostemma – a new genus?“ aus Hoyan 23 (2001) S. 13 -15